Nisvican Roloff-Ok, genannt Nissi, hat im März in der Hafencity Hamburg eine interessante Mischung aus Kunstgalerie, Restaurant und Café eröffnet. “Nissis Kunstkantine” nennt sie ihr Gastronomie- bzw. Galerie-Konzept. Der Raum, der sich über zwei Ebenen erstreckt, ist klein und intim, kann aber sehr flexibel genutzt werden.
Am heutigen Freitag wurden die Räumlichkeiten komplett in eine Galerie verwandelt: Eine Ausstellung mit Werken von Victoria Voncampe wurde um 19 Uhr mit einer Vernissage eröffnet. Victoria Voncampe, einstige Fernsehmoderatorin, den meisten bekannt als erste Ansagerin des ZDF, malt seit über 20 Jahren Bilder und fertigt aus Fundstücken Collagen, Installationen und Objekte an. Einige ihrer Werke sind nun bis Ende Oktober in Nissis Kunstkantine zu sehen und können auch erworben werden.
“Tanzende Tasten” nennt sich die Ausstellung nach einem Materialbild aus alten Klaviertasten auf indischrotem Hintergrund, das im Mittelpunkt der Ausstellung steht. Daneben werden Materialbilder aus gebundenem Marmorstaub gezeigt, die insbesondere durch ihre Struktur wirken. Eine weitere Gestaltungsform, die in der Ausstellung zu sehen ist, sind Collagen, deren Fragmente von Plakatsäulen des öffentlichen Raumes stammen. Victoria Voncampe beendete im Jahr 2002 mit 60 Jahren ihre Fernsehkarriere und widmet sich seither ihrer künstlerischen Tätigkeit. Dazu nahm sie Kunstunterricht bei der russischen Künstlerin Maksa und besuchte auch die „Summeracademy of Art and Design Pentiment“ in Hamburg.
Bis zu ihrem Ausstieg 2002 war Victoria Voncampe besonders als Moderatorin der „Schaubude“ und des „Hamburg Journals“ eine der präsentesten und bekanntesten Medienpersönlichkeiten Hamburgs. Seitdem arbeitet sie als freischaffende Künstlerin an Werken, die sie im Bereich Surrealismus und Dadaismus verortet. Dabei sind ihr Seherlebnis und kompositorische Wirkung wichtiger als eine konkrete Werkaussage oder technische Perfektion. Intuition und „Flow“ benennt sie als ihren Antrieb beim künstlerischen Schaffen.
Zahlreich strömten die geladenen Gäste an diesem warmen August-Abend in Nissis Kunstkantine, um die ausgestellten Werke und natürlich auch Victoria Voncampe zu sehen.
Kunst berührt einen immer dann, wenn sie das eigene Empfinden oder das eigene Erleben anspricht. Kunsterleben ist deshalb immer etwas sehr persönliches. Zugleich ist aber jedes Kunstwerk auch ein freies Spiel zwischen dem Dargestellten, dem verwendeten Material und der Persönlichkeit des Künstlers. Victoria Voncampe ist noch immer eine bekannte Persönlichkeit mit großer Ausstrahlung. Und so wird es einem wohl auch kaum gelingen, die Ausstellungsstücke völlig losgelöst von der Prominenz der Künstlerin zu betrachten. Auf diese Verknüpfung zwischen dem Kunsterlebnis und dem bekannten Namen der Künstlerin wies auch Bernd Roloff in seiner Eröffnungsrede hin, als er in launiger Weise zum Kauf der ausgestellten Objekte aufrief.
Mit Victoria Voncampe setzt die Kunstkantine die Reihe von Ausstellungen fort, in denen norddeutsche Künstler mit Exponaten abseits des Dekorativen überzeugt haben. „Für die Kunstkantine will ich Werke die provozieren, unterhalten, aufmuntern und zum Nachdenken anregen. Auch Victorias Werke imponieren nicht dadurch, dass sie zu Schrankwänden und Sofas passen, sondern weil sie selbst originell und ausdrucksstark sind“, so Nisvican Roloff-Ok, Initiatorin und Inhaberin der Kunstkantine.
Das gastronomische Angebot der „Kunstkantine“ besteht aus täglich wechselnden Gerichten, Snacks, Kuchen und Torten, edlen Weinen sowie Heißgetränken in Barista-Qualität.
Freitag, 23. August 2013