Laudatio
„DIE SAMMLUNG DER KUNSTKANTINE UND
DIE KUNST DES SCHENKENS“
Nissis Kunstkantine, 30.11.2021
Liebe Freundinnen und Freunde der Kunstkantine, liebe Gäste, liebe Kunstschaffende! Sie befinden sich in der 71. Vernissage der Kunstkantine seit ihrer Eröffnung im März 2013. Mein Name ist Roloff, Bernd Roloff. Ich bin der Keynote-Speaker der Kunstkantine und darf Sie herzlich zu diesem besonderen Abend im Bernsteinzimmer der HafenCity begrüßen. Zu meiner Rechten meine Assistentin Betty, genannt Moneypenny. Die Ausstellung hat das Motto „Die Sammlung der Kunstkantine und die Kunst des Schenkens“ Selten war in dieser heiligen Halle eine Ausstellung so international aufgestellt. Die weiteste Anreise hatte ein Werk von den Philippinen, nämlich das Werk von Martha Atienza „Atlantic“, ein einstündiger Videoloop. Zum ersten Mal hat die Kunstkantine Videokunst eingekauft. Das Werk einer Künstlerin, die zu einer Familie von Seenomaden gehört. Warum kauft man ein solches Kunstwerk? Wie bereits öfters zitiert, hat die AXA Versicherung herausgefunden, dass es 4 Sorten von Sammlern gibt:
- Die Bewahrer.
- Die Investoren.
- Die Kunstbegeisterten.
- Die hybriden Sammler.
Soweit ich Ankaufsentscheidungen getroffen habe, kann ich sagen, dass ich von jedem Werk auf seine Weise ergriffen war. Vor einigen Jahren wurde in einem weltweiten Wettbewerb die beste öffentliche Rede gekürt. Die beste Rede hatte den Titel: „I see something in you, but I don´t know what it is”. Ich könnte jetzt zu jedem Werk sagen: “Ich sehe was in dir, aber ich weiß nicht, was es ist“. Aber man kann sich annähern und versuchen, die Motive zu objektivieren. In meinem Wohnzimmer hängt das Werk von Lennart Grau, „Island in the sky“: Von Besuchern wurde ich 2 x darauf angesprochen, ob ich denn ein Papageienfreund wäre. Beim ersten Mal reagierte ich belustigt, beim zweiten Mal – ich muss zugeben, ich war nicht mehr ganz nüchtern – erzählte ich, dass ich Kassenwart der ornithologischen Gesellschaft wäre. Die nächste Exkursion ginge nach Indonesien zur Erforschung des Balzverhaltens der gefleckten Schrumpfumpfe: Damit Sie zukünftig ebenso schlagfertige Antworten geben können, empfehle ich Ihnen den Genuss unseres hauseigenen Silk Gins. Das ist dann auch schon die erste Geschenkidee des heutigen Abends, nämlich die Gin-Box: Der Gin wird von einer namhaften Brennerei exklusiv für uns hergestellt. Die sogenannten Botanicals erzeugen einen weichen und runden Geschmack. Er wird eingekleidet mit einem Seidenkleidchen, eingebettet in Seidenschals und eingeboxt in eine solide Holzkiste. Was ist es nun, was mich an den Werken von Lennart Grau fasziniert? Es ist die Technik des Wet-in-wet-Malens, das heißt, in die feuchte Ölfarbe wird mit einer anderen Farbnuance hineingemalt. Das muss man können. Außerdem habe ich lange gezögert, das Bild zu kaufen, weil ich eben nicht als Papageienfreund angesprochen werden wollte. Ich hatte mal einen Wellensittich, aber der hatte zusammen mit meinem Kater Mikesch kein leichtes Leben. Er lag im Vogelsand, alle Viere von sich gestreckt. Wenn nochmal ein Haustier, dann nur ein Corgi. Die Machart eines Werkes hat uns stets inspiriert. Ein Beispiel ist die Assemblage-Wand:
Von Rüdiger Knott, Schöpfer des linken Werks, haben wir 2014 überhaupt erst den Begriff Assemblage gelernt. Rüdiger sprach von Gemälden leicht verächtlich als „Flachware“. Mithin hatten Assemblagen für ihn mehr Tiefgang. Tiefgang hat auch Ralf Reichelt, der das mittlere Materialbild zusammengestellt hat. In der Mitte ein Kruzifix. Umgeben von Messingkreuzen. Der Titel „Wie oft soll ich noch für euch sterben?“. Ich habe diese Assemblage spontan aus einer Ausstellung in Krefeld gekauft. Es war ein schöner, erfolgreicher Sommertag: Morgens hatte ich vor dem Verwaltungsgericht Düsseldorf für meine Mandantin gegen den Innenminister von Nordrhein-Westfalen gewonnen. Nachmittags war ich in Ralfs Ausstellung und hatte mit Bierbegleitung 2 Werke von Ralf erstanden. Einige Cocktails begleiteten auch die Entstehung des Werkes „Roseate“ von Cas Cas, bürgerlich Carsten Segert. Es war im Juni 2019, als Till Lindemann und ich eine etwas unglücklich verlaufende Begegnung in der Bar des Bayerischen Hofs in München hatten. Till Lindemann ist der Frontsänger der allseits bekannten Heavy Metal-Band Rammstein. Wie dem auch sei, Lindemann wurde wegen vorsätzlicher Körperverletzung zu 60 Tagessätzen, insgesamt 18.000 EUR Strafe rechtskräftig bestraft. Ich trug eine geplatzte Lippe davon und die Bildzeitung hatte was zu schreiben. Irgendwann fiel mir ein, dass sich das gewonnene Material aus der Angelegenheit doch gut für ein Materialbild eignen würde. Das verarbeitete Hemd ist das original von mir vollgeblutete Hemd des besagten Abends! Nun musste noch der Künstler gefunden werden, der die Auftragsarbeit annimmt. Rugby, meine Damen und Herren, ist ein körperintensiver Sport und Carsten war Cheftrainer der 1. Herrenmannschaft des Hamburger Rugby Clubs. Wer konnte besser geeignet sein für die künstlerische Umsetzung dieser körperintensiven Angelegenheit als er? Flacher als die Assemblage ist die Collage, hier vertreten durch Jonathan Yeo mit dem Diptychon „Pere Lachaise“.
Ich habe lange überlegt, weshalb der Titel nach dem gleichnamigen Pariser Friedhof benannt wurde. Stellen Sie Ihre eigenen Überlegungen an. Wer genau die Blätter ansieht, ist klar im Vorteil. Interessant kann auch sein, was unter dem Bild ist, mithin der Bildträger. Zsombor Barakonyi sprayt Street Art-Gemälde auf das Holz ungarischer Wälder. Ein Künstler, dem man als Investor Einiges zutrauen kann. Er hat eine ganze Reihe internationaler Ausstellungen gehabt, unter Anderem auch in Russland und in China. Das Werk „Black Jesus“ zeigt übrigens eine Szene aus dem Nordeingang des Hamburger Hauptbahnhofs. Interessantes Material verwendet auch Frances Goodman, mit „Hello Kitty“ hier vertreten. Eine Stickerei auf Seidensamt. Frances Goodman ist eine feministisch motivierte Künstlerin aus Südafrika, ebenfalls etwas für Investoren, weil die Preise für ihre Kunst stetig steigen. Auf der selben Linie Sarah Naqvi, die vor Allem in sozialen Medien gehypet wird. Sie stammt ursprünglich aus Indien, lebt und arbeitet jetzt aber in Amsterdam. Das Motiv ist etwas schockierend. Ein zerlegter männlicher Körper in Schlachthausatmophäre an Fleischerhaken hängend. Körperintensiv, meine Damen und Herren, ist die Ausstellung auch im Übrigen. Einer meiner erklärten Lieblingskünstler ist Terry Rodgers, der in dieser Ausstellung mit dem Werk „There is no other“ vertreten ist: Frau John von der Vergolderei John in Winterhude hat das Bild mit einem wuchtigen Rahmen versehen und meinte, wer so unerschrocken gut Hände und Haare malen kann, hätte echt was drauf. Das Gemälde wurde 2019 aus einer Galerie in Holland gekauft. Wer was kauft, darf dann auch mit dem Künstler am Abendbrottisch sitzen. Thema war damals die Politik von Donald Trump. Terry meinte, dass den Amerikanern die Demokratie nicht wirklich wichtig ist. Kurz vor Toresschluss auf einer Kunstmesse, die Galerie war schon am Einpacken, erstand ich das Werk „Entropy“ von Lance Hewison: Während das Werk von Terry Rodgers das Feminine ausstrahlt, hat Lance sein Werk robust maskulin ausgelegt. Mädchen und Jungs ist allerdings gemeinsam, dass sie sich schön machen. In diesem Kontext die zweite Geschenkidee, nämlich die Beauty-Box: Ich darf diese originelle Geschenkidee für Sie und Ihn wie folgt anpreisen: Die Beauty-Box von Port of Silk, ein liebevoll zusammengestelltes Product-Bundle mit 2 Seifen edler Rezeptur und einem Paar „Garshan-Handschuhen“ als Hauptbestandteile, eingebettet in 2 Seidenschals. Die Seifen, rein pflanzlich und palmölfrei, werden von einer französischen Manufaktur mit Seidenmilch veredelt. Die unbehandelte Rohseide des Handschuhs bewirkt schon bei einer kurzen Trockenmassage ein regenerierendes Peeling, erfrischend und entspannend zugleich. Seifenstücke sind überdies im Moment total angesagt. Wer kennt sie nicht, die mit Plastikflaschen überfüllte Dusche: Shampoo, Conditioner, Duschgel, Haarkur, Rasierschaum, Peelinggel usw. Für den modernen Zeitgenossen gilt das Motto: Bernd und Betty zusammen: Dusche ohne Plastik! Erweisen Sie sich also hiermit als Schenker oder Schenkerin von Geist und Lebensart. Eine Kunstsammlung drückt natürlich auch den Geist und die Lebensart des Sammlers aus. Auf den ersten Blick wirkt die Ausstellung prismatisch. Es gibt Surreales wie z.B. das Gemälde von Caesar Klein „Lemuren“: Zugleich mit Herstellungsjahr 1947 das älteste Exponat der Ausstellung. Und es gibt Werke aus den Jahren 2020/2021, wie z.B. das Pärchen „Cassandra“ und „Isodor“ von Yvonne Bonaparte: die sich einer Verortung in eine typisierten Stilrichtung entziehen. Yvonne hat für sich die Bezeichnung „Neo Futura Autism Art“ erfunden. Es seien Werke im Zeitgeist und der Zukunft im eigenen Stil, so schreibt sie. Übrigens redet sie mit der Leinwand, um nicht zu sagen, sie tobt und flucht auch gerne mal bei der Werkschaffung. Wir haben hier Werke in großen Formaten bis zu kleinsten Gemälden, siehe „I am begging for your kisses“ von Larissa Kerner, bis zu der raffinierten Tuschezeichnung von Manfred Besser „Striptease“: Warum ist diese Tuschezeichnung besonders raffiniert? Für mich lehnt sie sich ganz klar an die Madonna von Edvard Munch an, nur dass sich der Torso auf die andere Seite biegt. So prismatisch die Ausstellung auch ausgelegt ist, es vereint die Werke, dass es sich sämtlichst um figurative Kunst handelt. Hinsichtlich abstrakter Kunst herrscht hinsichtlich der Sammlung der Kunstkantine Fehlanzeige. Das hat uns selbst überrascht. Wenn wir gerade bei Überraschungen sind: Überraschen Sie doch Jemanden an Heilig Abend mit einer Tee-Box, unsere dritte Geschenkempfehlung! Diese Grüntee-Box von Port of Silk ist ein liebevoll zusammengestelltes Product-Bundle mit einem Tee-Döschen als Hauptbestandteil. „Zeremonielle Qualität“ ist das Stichwort für die Hochwertigkeit des Inhalts, schon in geringer Dosierung erzeugt der Genuss eine langanhaltende, anregende Stimmung heiterer Gelassenheit, so der Werbetext. Die Tee-Box kam dadurch zustande, dass ich im Internet danach recherchierte, wo denn mein Freund Ralf abgeblieben ist, den ich 25 Jahre nicht gesehen hatte. Siehe da, er ist der Boss der Tee-Firma, die den Grüntee für die Box herstellt. Wir trafen uns und er erzählte mir mit leuchtenden Augen, dass er nach einer Karriere bei mehreren Tee-Firmen nun dort angekommen sei, wo ein Produkt von allerhöchster Qualität gehandelt wird. Bienenfleißige japanische Teebauern aus kleinen Präfekturen knipsen auf verschatteten Feldern die Teeblätter ab, sortieren das Beste raus und zermahlen sie pulverfein. Immer, wenn ich an meinen Freund Ralf denke, fällt mir folgende unglaublich lustige Szene ein: Wir standen in der Westkurve Block E im alten Volksparkstadion, gespielt wurde gegen Atletico Madrid, es ging um Alles oder Nichts in einer spannenden Szene. Im Stadion war es mucksmäuschenstill. Auf einmal rief Ralf aus voller Brust: „Fußball!“ 500 Leute drehen sich um, wohl hoch erfreut darüber, dass der Rufer offenbar erkannt hatte, dass es sich nicht um Rugby, Hockey oder eine andere Rasensportart handelt. Liebe Freundinnen und Freunde, die Vorweihnachtszeit wird auch uns allen verfügbaren Humor abverlangen. Die zentrale Frage lautet: „Was schenke ich wem und wo bekomme ich es her?“ Viele Paare schenken sich gar nichts mehr. Seltsamerweise sind dies oft die Galerie-Kunden, die bei Interesse an einem Kunstwerk wahlweise erstmal ihre Frau oder ihren Mann fragen müssen. Großartig ist auch die Idee, dem Anderen etwas zu schenken, was man selber gern benutzen möchte. Sie wird sich schon über den exklusiven Koffer mit dem Grillbesteck freuen können. Sie sieht den neuen Rasierer, den sie ihm schenkt, schon in Arbeit bei ihrer eigenen Depilation an der eigenen Wade. Nehmen Sie vor allen Dingen Abstand von Bausätzen, die sie dann am Heilig Abend noch selbst zusammenbauen müssen. Auch Kleidungsstücke können problematisch sein. Er ist stolz, bei Agent Provocateur anregende Unterwäsche für Sie erstanden zu haben, sie sagt dazu: „Was soll das denn? Ich bin doch kein Zirkuspferd!“ Der deutsche Lyriker Ringelnatz gibt folgenden Ratschlag: Schenke groß oder klein / aber immer gediegen / Wenn die Bedachten die Gaben wiegen / sei dein Gewissen rein / Schenke herzlich und frei / Schenke dabei / was in dir wohnt / an Meinung, Geschmack und Humor / so dass die eigene Freude zuvor / dich reichlich belohnt / Schenke mit Geist ohne List / Sei eingedenk / dass dein Geschenk / du selber bist. Schauen Sie sich heute gerne hier um, ob sich auf Basis dieses guten Ratschlags etwas findet, was Sie verschenken oder sich selber schenken mögen. Für die Kunst sind Nissi und ich die Ansprechpartner. Für die Produkte von Port of Silk stehen Ihnen Nicole, Ruth und Stephanie zur Verfügung. Lassen Sie sich gern beraten und genießen Sie einen inspirierenden Abend. Vielen Dank fürs Zuhören und bis bald in diesem Theater! Bernd Roloff