Skip to content
Über 11 Jahre Kunst & Events in der HafenCity - Über 100 Ausstellungen und zahlreiche exklusive Veranstaltungen - Newsletter-Anmeldung

Strandperlen – Objekte und Materialbilder

Einladung

Rückseite

Die Formatierungen der Laudatios werden derzeit überarbeitet. Vielen Dank für Ihr Verständnis.

Laudatio

1. Einladung KnottLaudatio „Strandperlen“ : Bernd Roloff
26. April 2013

„Guten Abend liebe Gäste und Freunde von Nissi´s Kunstkantine.
Heute Abend eröffnen wir mit einer Vernissage die Ausstellung „Strandperlen“ mit den Werken des Künstlers Rüdiger Knott. Ich danke dir, lieber Rüdiger im Namen von Nissi´s Kunstkantine für die Gelegenheit deine Werke auszustellen und unseren Gästen und Freunden für Ihr Erscheinen heute Abend.
Wie Ihr seht, befasst sich Rüdiger Knott mit 3 Dingen, dies sind 1. Installationen, 2. der Präsentation von nicht kunstspezifischen Gegenständen im künstlerischen Kontext und 3., diese Werke haben mich besonders mitgerissen, mit sog. Assemblagen.
Eine Assemblage wird mancherorten definiert als eine Collage, also Anordnung, von plastischen Objekten, auf einer Fläche. Anderorten heißt es : Assemblagen sind Bilder oder Plastiken, die aus einer Kombination verschiedener Materialien oder Gegenstände bestehen. Oder das Wort Assemblage wird Synonym mit „Materialbild“ verwendet.
Rüdiger war bereits bei der letzten Eröffnungsrede anwesend und hatte sich darüber gewundert, dass in der Rede so viel über die Kunst selbst zu hören war. Er sei es gewohnt, dass in der Laudatio alle möglichen Abschweifungen vorkommen und große Kreise gezogen werden. Typisch sei ein Kunstprofessor, der nach dem er die Gäste begrüßt hat, vor allem über seine eigene Kunst spricht sowie über die aktuellen Erscheinungen der Welt worin immer diese auch gerade bestehen mögen.
Heute wäre dann z. B. Ulli Hoeneß dran, der in der Assemblage seiner Steuererklärung möglicherweise mit der Kunst des Weglassens gearbeitet hat. Jürgen Klopp, Trainer von Borussia Dortmund, hat auch neulich erst eine neue Assemblage seines Haupthaares vorgenommen. Er entnahm hinten und installierte vorne.
Bei den Laudatios der Kunstkantine wollen wir dies anders halten. Wir konzentrieren uns auf das was hier zu sehen ist. Dies gebietet der Respekt vor dem Künstler und auch der Respekt vor den Gästen. Nissi´s Kunstkantine stellt keine Dekoration aus, sondern erklärungsbedürftige Kunst.
In den Eröffnungsreden die in Nissi´s Kunstkantine gehalten werden, wird auch niemals ein Künstler in einer Kunstrichtung verortet werden, wenn er dies nicht wünscht.
Rüdiger Knott hat mir zu der Problematik gesagt, dass er, wenn überhaupt, in der sog. Arte Povera verortet werden möchte. Die Arte Povera begann mit einer Bewegung von bildenden Künstlern aus Rom und Norditalien in den 60er und 70er Jahren. Charakteristisch für die Arte Povera ist, dass sie typischerweise mit „armen“ d. h. gewöhnlichen und alltäglichen Materialien arbeitet.
Vorab darf ich euch aber die frohe Kunde überbringen, dass jedes der ausgestellten Werke vom Betrachter frei interpretiert werden darf. Rüdiger Knott befindet sich mit seinen Kunstwerken auf keiner Mission und der Betrachter kann die Werke so auslegen, wie es ihm beliebt. Rüdiger Knott wünscht sich allerdings, dass sein Werk unterhaltend ist und zum Nachdenken anregt. Verbindliche Aussagen der Werke gibt es also nicht, gleichwohl sind sie auf einem fundierten künstlerischen Hintergrund entstanden. Rüdiger Knott beschäftigte sich als Hörfunkredakteur und Moderator beim NDR sein ganzes Berufsleben professionell mit Kunst und Kultur und stieg nicht ohne Grund zum Programmchef bei NDR 90,3 auf.
Mit Vorverständnis und Know How von Kunsttheorie und Kunstgeschichte streunt Rüdiger über Strände und Häfen und sucht sich zunächst Fundstücke zusammen, um einen Fundus zu schaffen. Ich habe Rüdiger in seinem Atelier besucht.
In der Tat verfügt er über eine erstaunliche Sammlung von vor allem maritimen Fundstücken: Taue, Schilder, Schwimmkörper, Bauhelme und alles Mögliche ist irgendwo gestrandet. Ein im Kunstjargon so genanntes Objet trouvé (franz. für ‚gefundener Gegenstand‘) wird selbst ein Kunstwerk, wenn der Künstler am vorgefundenen Objekt keine oder nur wenige Bearbeitungen vornimmt, er den Gegenstand also lediglich präsentiert.
• Ein Beispiel für eine solche Präsentation als Kunstwerk ist das Schild rechts am Eingang.
So etwas nennt man dann im Kunstjargon READYMADE. Man fügt nichts mehr hinzu, weil bereits die Anmutung des Werkes als solches nach Auffassung des Künstlers eine Werkaussage hat oder Assoziationen erzeugt.
Alles andere wird zunächst dem Fundus zugeführt und wartet darauf zu einer Assemblage verarbeitet zu werden. Rüdiger Knott ist Autodidakt, d. h. er hat sich ohne Kunststudium und dementsprechend ohne Hochschulstrukturen sondern auf Basis seines Erfahrungswissens seine künstlerischen Fähigkeiten und Fertigkeiten angeeignet. Seine Werke bestehen eben nicht aus konfektionierten Teilen die er irgendwo bestellt, sondern aus Fundstücken, die vorher nicht in einem künstlerischen Kontext standen, sondern ursprünglich dazu bestimmt waren, Schiffe festzumachen, Fischernetze zu arretieren oder z. B. in einem nur für eingeweihte erkennbaren technischen Kontext standen, wie z. B. die hier präsentierten Anoden. Solche Anoden sind dafür da, die Korrossion durch Seewasser am Schiffsrumpf zu mindern. Das Seewasser lässt sich lieber die Anode schmecken, als den lackierten Schiffsrumpf. So bilden sich an jeder Anode Auswaschungen und Ausspülungen während der Schiffsrumpf von der sog. Elektrolyse weniger betroffen ist.

•  Anodenassemblage

Gelegentlich muss zur Schaffung eines Werkes spezielles Material herangeschafft werden, wie z. B. ausgediente Geigenbögen für das gegenüber zu sehende Werk „vergeigt“. Dieses Werk soll sich, so die Interpretation des Künstlers, die wie gesagt, unverbindlich ist, auf die Situation bezüglich der Elbphilharmonie beziehen. Wie der Titel schon aussagt, zieht Knott hier eine vorläufig negative Bilanz.
Der Kontrast der hier ausgestellten Werke zur Formensprache der HafenCity könnte drastischer nicht sein.
Dort draußen ist alles von Fachleuten geplant, berechnet, kalkuliert, aus konfektionierten Bauteilen hergestellt, langjährig konzeptioniert und sieht in der Anmutung überwiegend zwar edel aber auch etwas schlicht, oder sollte ich sagen, langweilig aus. Fachleute haben dort draußen etwas geschaffen, das wir b e s t a u n e n sollen. Im Gegensatz dazu haben wir hier drinnen intuitiv geschaffene Werke, die wir nicht b e s t a u n e n sollen, sondern die uns Anstöße zu spielerischen Assoziationen geben können.
Rüdiger Knott hat mir erzählt, dass seine Werke bereits in einigen Wohnungen der HafenCity vorhanden sind. Das glaube ich gern. Stellt euch mal vor, meine Damen und Herren, Ihr habt euch hier eine besonders stylische Wohnung gegönnt. Alles ist schön rechtwinklig, riesige Fensterflächen, bei denen man vom Licht erschlagen wird. Ihr Innenarchitekt hat Ihnen eine Designer-Küche installiert, glatt und hygienisch steht er da der Küchenblock. Verzweifelt sucht man nach einer Fuge. Irgendwo muss doch eine Schublade sein, wo die Teller drin sind. Da bestaunt man seine eigene Wohnung. Will man das wirklich ?
„Konkurrieren heute die unterschiedlichsten Stile gleichberechtigt miteinander, so gibt es doch eine Grundströmung – die der Reduktion“ so ist der Tenor aller Experten, die mit Innen- und Außeneinrichtung zu tun haben.
Allerorten ist der Trend zur Reduktion erkennbar. Stylische Wohnungen scheinen einen Wettbewerb zu veranstalten in puncto „edle Schlichtheit“. Büros und Konferenzräume werden von Rückständen der Menschlichkeit befreit.
Aschenbecher, Wandkalender, Bilder naher Angehöriger auf dem Schreibtisch, das Bild der Geliebten unter der Schreibtischauflage, die Tabelle mit den Portokosten für den Versand von Briefsendungen, all dies ist aus dem Bereich der Sichtbarkeit oder sogar der Greifbarkeit entschwunden.
Eines Morgens wacht man auf und es sieht sowohl zu Hause wie im Büro wie auf dem Flughafen aus. So neutral, so glatt und fugenlos kann es enden. Hat man seine Umgebung erst mal dekorativ entmenschlicht, fühlt man sich als Mensch darin als Fremdkörper. Dagegen hilft die Anschaffung eines Kunstwerks von Rüdiger Knott. Aus gebrauchten Materialien hergestellt, intuitiv komponiert und mit offener Werkaussage kann man in Gedanken wieder Straßenfußball spielen.
Straßenfußball mit Einfällen, Eingebungen und Assoziationen die einem in den Sinn kommen, wenn man das Kunstwerk betrachtet. Machen Sie sich also Ihr zu Hause wieder zu eigen, falls es in Ihrer Wohnung wie im Möbelladen aussieht. Auch in Ihrem Büro ist es nicht erforderlich, dass Sie auf eine kahle Wand starren, wenn Sie geschäftliche Probleme lösen müssen. Kaufen Sie sich etwas von Knott und hängen es an die Wand, Sie werden sehen, Lösungsmöglichkeiten breiten sich geradezu prismatisch aus.
• Mein Lieblingsstück ist das hier : Jetzt den Kanisterschal hochhalten. Im geschäftlichen Kontext kann es z.B. aussagen : Die Konkurrenz muss sich warm anziehen oder Für dieses Problem brauchen wir Benzin im Tank.
Als Künstler, der ihn am meisten beeindruckt hat, nennt Rüdiger Knott jemanden, der die Kunstwelt wie kaum ein anderer polarisiert hat, nämlich Joseph Beuys.
Besonders kann sich Knott hier für die Idee der sozialen Plastik begeistern, die besagt, dass jeder Mensch durch kreatives Handeln zum Wohl der Gesellschaft beitragen und dadurch plastizierend auf die Gesellschaft einwirken kann. Zentrale These von Beuys ist in diesem Kontext:
„Jeder Mensch ist ein Künstler. Spiritualität, Offenheit, Kreativität und Phantasien sind in jedem Menschen bereits vorhanden. Diese Fähigkeiten müssten nur erkannt, ausgebildet und gefördert werden“.
Im Gegensatz zu einem rein formalen Kunstbegriff umfasst die soziale Plastik als ein anthropologischer Kunstbegriff jegliche kreative menschliche Tätigkeit. Mit allem was der Mensch gestaltet und somit als geistige Leistung schöpferisch hervorbringt, wird der Einzelne gesellschaftsverändernd aktiv.
Rüdiger Knott hatte das Privileg den Künstler noch kennenzulernen. Sicherlich tragen persönliche Begegnungen mit dem Künstler erheblich dazu bei, die Faszination zu steigern. Sowie heute, wird bei jeder Vernissage von Nissi´s Kunstkantine der Künstler persönlich anwesend sein „müssen“. Nutzen Sie also heute die Gelegenheit, den Künstler herausfordernde Fragen zu stellen.
In der Vorbereitung meiner Rede hatte ich den Künstler gebeten, mir zur Auflockerung Anekdoten zu seiner Kunst zu berichten.
Im Gästebuch einer Ausstellung in Dresden stand z. B.:

„Hoffentlich nimmt der Künstler alles wieder mit zurück nach Hamburg. Schrott hatten wir schon der DDR genug!“.
Die Quellen schriftlich verkörpertet Dämlichkeit beschränken sich aber nicht nur auf die Ostzone.

Lasst mich deshalb noch ein Zitat von der Fansite von Nissi´s Kunstkantine auf Facebook bringen.
Wir wollen mal sehen, was wir damit anfangen können.
Herr Hans Günther V. aus Hamburg, hat uns auf Facebook einen Text geschrieben, bei dem wir dann anschließend eine neue Assemblage mit seinen Worten vornehmen wollen:
Hans Günther schrieb :

„Son schiet braucht kein mensch- mit dem geld sollen sie lieber leute helfen die das nötig haben- !!!

Ihr werdet es mir nicht glauben, aber es gibt für so ein Fundstück tatsächlich auch eine Bezeichnung aus dem Kunstjargon :
Es ist ein Printed readymade („gedrucktes Ready-made“) poetisch-literarischer Art, also das vorgefundene, gedruckte Wort
Mit den 3 Ausrufungszeichen wollte Herr V. offenbar pointieren, dass seine Aussage nichts entgegengesetzt werden kann. Er ist fertig, also ready mit seiner Aussage.
Achtung meine Damen und Herren, bleiben sie bei mir, sie erleben jetzt einen Moment sinnhafter Werkschöpfung, getreu dem Spruch „Jeder Mensch ist ein Künstler“
Wir wollen diese Readymade durch eine ganz kleine Neuassemblage verbessern und tauschen in dem Satz einfach die Position von „Schiet“ und „Geld“.
Bleiben Sie bei mir, meine Damen und Herren sie erleben die Schöpfung eines verbesserten Readymade eines sog. rectified Readymade.
Wenn wir Schiet und Geld tauschen lautet der Satz :
Son geld braucht kein mensch-mit dem schiet sollen sie lieber leute helfen die das nötig haben- !!!

Zweifellos drückt diese neue Assemblage eine Kritik am europäischen Währungssystem aus:
Inflation, Schuldenkrise, Geldmengenwachstum, Liquiditätsblase. Alles deutet darauf hin, dass das Geld unter der Matratze, auf dem Konto oder in der Brieftasche immer weniger Wert wird. Die hart verdienten Talerchen müssen also unbedingt investiert werden.
Investieren Sie Ihr Geld dementsprechend in die Werke von Rüdiger Knott.
Ihr Geld mach bei Rüdiger nur eine Zwischenstation !
Es landet im Endeffekt tatsächlich bei Menschen die es nötig haben. Rüdiger Knott stiftet den Erlös aus dem Verkauf seiner Werke ernstzunehmenden sozialen Projekten wie z. B. der Seemannsmission Altona e. V. Sie tun also bei dem Kauf seiner Werke auch noch ein gutes Werk. Was will man mehr.
Ich danke Euch fürs Zuhören und entlasse Euch mit mit gutem Gewissen jetzt wider in die gastronomische Obhut von Nissis Kunstkantine. Schönen Abend für euch und eine gute Zeit für alle.

 

Laudatio „Knott RELOADED“ und Qult – lyrische Texte und Softbeats : Bernd Roloff
19. Juni 2013

Liebe Gäste, liebe Freunde der Kunstkantine,

ich darf euch auf das Herzlichste begrüßen zu unserem Event, dass heute 2 Attraktionen für euch bereit hält. Die Ausstellung von Rüdiger Knott wurde neu bestückt, weil einiges verkauft wurde. Er hat sie einfach „Strandperlen 2“ genannt. Ich habe sie überall mit „Knott RELOADED“ angekündigt. Kennt man ja z.B. von Matrix RELOADED, hört sich modischer an. Großen lieben Dank Lieber Rüdiger, das wir weitere Werke von dir sehen dürfen.

Der Sache nach steht der Abend unter dem Motto

MISSION ODER INTERPRETATION ?

 

INTERPRETATION steht für Rüdiger Knott, der großen Wert darauf legt, dass seine Werke frei interpretiert werden dürfen. Jeder darf also den Werken seinen eigenen individuellen Sinn geben. Vordefiniert wird nichts.

Der Begriff der MISSION steht für die 2. Attraktion des Abends. Die 2. Attraktion des Abends ist der Auftritt der Band Qult. RAP aus Berlin.

Ich werde heute Abend also 2 mal reden. Einmal werde ich die Band Qult vorstellen, unter dem Thema Mission. Später rede ich dann unter dem Begriff Interpretation zu den Werken von Rüdiger Knott und führe dann dazu aus, wie die beiden Begriffe zusammenhängen und zwar erkläre ich das im erkenntnistheoretischen Kontext.

Zuerst aber zum Begriff der Mission und zu Qult, unseren Gästen aus Berlin. Es war ein warmer sommerlicher Tag vor einem Einkaufzentrum in Berlin, in Steglitz genauer gesagt, in der Schlossstraße. Mein Sohn Noel und ich waren gerade zusammen unterwegs, da hörten und sahen wir 2 junge Kerle die da am Singen und rappen waren. Es gibt die Momente meine Damen und Herren, in denen man sich initial und spontan für das Werk von Künstlern begeistern kann. Das war bei Qult hier der Fall und deswegen haben wir sie eingeladen auf Ihrer Tour R.A.D.S. hier bei uns einmal vorbeizuschauen.

R.A.D.S. Steht für Rap auf der Straße. Was man von QULT zu hören bekommt, ist für die RAP-Kategorie durchaus ungewöhnlich. Da sind zunächst mal die Beats. Ungewöhnlich soft und melodisch. Da ist irgendwie ein Arrangeur mit Können am Werke. Dann haben wir da besonders lyrische und poetische Texte. Keine Motherfucker-Texte und Gangsta-Attitüde vor brennenden Mülleimern.

Man singt allenfalls liebevoll von Partys

mit Bräuten und Branntwein.

Am Wichtigsten aber ist die Mission :

„Träume nicht dein Leben, sondern lebe deine Träume. Carpe Diem.“

Textzitat : „Ich bin wieder auf Reisen, um Erfahrung‘ zu sammeln.
Will mein Leben meistern, statt jeden Tag ‚rum zu gammeln.
Ich weiß, alles, was ist, könnte schon heute vergehen.
Also nutz‘ ich den Tag, um meine Träume zu leben!“

Ich hatte Qult gebeten, mir zu Ihrer Mission ein Brainstrom zu geben. Da gab es dann 2 eng beschriebene DIN A 4 Seiten dazu, aus denen ich auch mal zitieren möchte :

Kultur als Reichtum ansehen.
Graue Wände bunt malen.
Oberflächlichkeiten ablegen.
Kein Rassismus akzeptieren.
Verständnis und Geduld haben.
Aufeinander zu gehen.
Wir machen jetzt den ersten Schritt.
Größe zeigen.

Das tun, was man wirklich will, Mut haben, seine Ideale nicht verraten. Mit gutem Beispiel voran gehen. Daher erzählen wir in unseren Liedern nicht, was man tun soll, sondern wie wir mit dieser Zeit umgehen. Fehler machen, aber dazu stehen und bereit sein, was dazu zu lernen. Wir streben nach dem Guten, weil nur das für uns Sinn macht – nach allem was wir inzwischen gesehen und erlebt haben.

Wenn man schon etwas länger gelebt hat, fragt man sich natürlich, ob das alles echt ist oder ob man mit Plätitüden und Heucheleien bedient wird. Meine Damen und Herren : Ich habe mit hoher Skepsis kritisch zugehört : Es ist echt, es ist authentisch, hier sind Jungs mit Meinung und Mission unterwegs. Dazu kommt ein geradezu kämpferisches Vertrauen in ihre Zukunft. Eigene Kompositionen, selbstgemachte Texte, selbstgebauter Tourbus. Hier gibt es keine Widersprüche.
Wie ich recherchiert habe, sind die Herren wegen unerlaubten Musizierens in der Schweiz auch schon mal verhaftet worden. Auch das spricht für sie.

„Wir streben nach dem Guten“ hat mir Qult geschrieben. Das finde ich prima. Das Böse ist schon besetzt. Durch Rammstein. Die erfolgreichste deutsche Heavy Metal Band, die, obwohl deutsch singend, weltweit vor ausverkauften Großhallen spielt, hat über den Grund ihres Erfolges 2009 gegenüber dem Spiegel ausgesagt :

„Sonst will ja keiner mehr böse sein, also übernehmen wir das.“

Rammstein will böse sein. Ich habe über die Jahre 8 Rammsteinkonzerte gesehen und mit der Band 3 mal sprechen können, zuletzt in der letzten Woche beim Greenfield Rockfestival. Im Gespräch mit dem Keyboarder bestand Einigkeit darüber, dass eine perfektere Inszenierung nur noch schwierig möglich ist. Bei dem Lied „Sonne“ wird z.B. ein etwa 15 m hohes Kreuz in Flammen gesetzt.

Jetzt das Rammstein-Kreuz zeigen !

Qult sagt „Wir streben nach dem Guten, weil nur das für uns Sinn macht“. Sie haben uns auch ein Lied mit Sonne mitgebracht. Es heißt „Sie ist wie die Sonne“. Ein Rammsteinkreuz haben wir nicht, aber wir haben eine Assemblage von Rüdiger Knott, das wir als Ersatz hier mal aufhängen.

Jetzt das Knott-Kreuz aufhängen !

Ich wünsche der Band Qult von ganzem Herzen, dass sie mit der Mission für das Gute genausoviel Erfolg haben wird, wie Rammstein mit der Inszenierung des Bösen.

Meine Damen und Herren tun Sie mir jetzt bitte einen Gefallen : Unterbrechen Sie meinen Wortschwall mit einem donnernden Applaus für unsere Gäste Qult aus Berlin mit dem Opener, einem wunderbaren Liebeslied:

„Sie ist wie die Sonne“

*****

Besten Dank zunächst an Qult. Wir werden später noch Weiteres hören :

Jetzt zu KNOTT RELOADED

Ich möchte heute nicht meine Rede von der Eröffnung des 1. Teils der Knott-Ausstellung wiederholen. Allerdings haben heute die Hamburger Schulferien begonnen und damit wir im nächsten Schuljahr nicht wieder bei Adam und Eva anfangen müssen, hier zunächst nochmals einige Definitionen :

Objet Trouvé
Ein im Kunstjargon so genanntes Objet trouvé (franz. für ‚gefundener Gegenstand‘) wird selbst ein Kunstwerk, wenn der Künstler am vorgefundenen Objekt keine oder nur wenige Bearbeitungen vornimmt, er den Gegenstand also lediglich präsentiert. So etwas nennt man dann im Kunstjargon READYMADE. Man fügt nichts mehr hinzu, weil bereits die Anmutung des Werkes als solches nach Auffassung des Künstlers eine Werkaussage hat oder Assoziationen erzeugt.
Jetzt mal auf ein Readymade zeigen !

Arte Povera
Es ist in Laudatien üblich den Künstler in einer Kunstrichtung zu verorten. Die Kunstkantine fragt lieber mal den Künstler, wo er denn verortet werden möchte. Nicht dass ich hier die Strandperlen in der Pop-Art oder bei den Konstruktivisten verbuche. Rüdiger Knott hat mir zu der Problematik gesagt, dass er, wenn überhaupt, in der sog. Arte Povera verortet werden möchte. Die Arte Povera begann mit einer Bewegung von bildenden Künstlern aus Rom und Norditalien in den 60er und 70er Jahren. Charakteristisch für die Arte Povera ist, dass sie typischerweise mit „armen“ d. h. gewöhnlichen und alltäglichen Materialien arbeitet.Rüdiger sucht an Häfen und Stränden nach Objekten und hat sich einen Fundus geschaffen. Wenn man ihn in seinem Atelier besucht und er einem Stolz seine Sammlung an Tauen, Schilder, Schwimmkörpern, Bauhelmen und allem Möglichen präsentiert, dann ahnt man, dass schon die Suche und das Auffinden der Stücke und das Sortieren ihm großen Spaß macht. „STRANDPERLEN“ nennt er sie. Soweit die Objekte aus fernen Ländern herbeigeschafft wurden, gibt es beim Öffnen von Koffern, schonmal skeptische und zweifelnde Blicke von Zöllnern, die sich fragen, was der Reisende denn hier für „STRANDPERLEN“ aus-, bzw. einführen will. Soweit die Objekte es in Rüdigers Fundus geschafft haben, harren sie darauf zu einer Assemblage verarbeitet zu werden.

Nächste Definition also :

Assemblage
Eine Assemblage wird z. B. definiert als eine Collage, also Anordnung, von plastischen Objekten, auf einer Fläche. Anderorten heißt es : Assemblagen sind Bilder oder Plastiken, die aus einer Kombination verschiedener Materialien oder Gegenstände bestehen. Oder das Wort Assemblage wird Synonym mit „Materialbild“ verwendet.
Wie ihr hier seht, hat die Kunstkantine so einiges an Assemblagen von Rüdiger ausgestellt. Rüdigers Assemblage entstehen intuitiv. Basis der Intuition ist einerseits sein Erfahrungswissen. Er hat sich als Hörfunkredakteur und Moderator beim NDR sein ganzes Berufsleben professionell mit Kunst und Kultur beschäftigt. Andererseits ist er wieder Autodidakt hat also kein Kunststudium durchlaufen und kann frei kombinieren, ohne von Dogmen beeinflusst zu sein.
Jedes der ausgestellten Werke, darauf legt Rüdiger großen Wert, darf vom Betrachter frei interpretiert werden. Rüdiger Knott befindet sich mit seinen Kunstwerken auf keiner Mission und der Betrachter kann die Werke so auslegen, wie es ihm beliebt. Rüdiger Knott wünscht sich allerdings, dass sein Werk unterhaltend ist und zum Nachdenken anregt. Aus gebrauchten Materialien hergestellt, intuitiv komponiert und mit offener Werkaussage sind die Assemblagen von Rüdiger Knott eine Aufforderung, mit Assoziationen im Kopf einfach mal Straßenfußball zu spielen.
Die Werke von Rüdiger Knott hier drinnen in der Kunstkantine setzen insgesamt einen herrlichen Kontrast zu den Gebäuden dort draußen. Dort draußen ist alles von Fachleuten geplant, berechnet, kalkuliert, aus konfektionierten Bauteilen hergestellt, langjährig konzeptioniert und Fachleute haben dort draußen etwas geschaffen, das wir insgesmt doch bitte b e s t a u n e n sollen. Im Gegensatz dazu haben wir hier drinnen intuitiv geschaffene Werke, die wir nicht b e s t a u n e n müssen, sondern die uns Anstöße zu spielerischen Assoziationen geben können.
Künstler müssen nicht etwas schaffen, was bestaunt werden muss. Rüdiger Knott hat mir gesagt, dass ihn von allen Künstlern jemand der die Kunstwelt wie kaum ein anderer polarisiert hat, nämlich Joseph Beuys. Besonders kann sich Knott hier für die Idee der sozialen Plastik begeistern, die besagt, dass jeder Mensch durch kreatives Handeln zum Wohl der Gesellschaft beitragen und dadurch plastizierend auf die Gesellschaft einwirken kann. Zentrale These von Beuys ist in diesem Kontext:
„Jeder Mensch ist ein Künstler. Spiritualität, Offenheit, Kreativität und Phantasien sind in jedem Menschen bereits vorhanden. Diese Fähigkeiten müssten nur erkannt, ausgebildet und gefördert werden“.
In diesem Kontext darf ich an Hans Günther aus Hamburg Wilhelmsburg erinnern. Hans Günther hat auf die Ankündigung der Knott Ausstellung damals auf unsere Facebook-Seite geschrieben :
„Son schiet braucht kein mensch- mit dem Geld sollen sie lieber Leute helfen, die das nötig haben- !!!
Wir haben damals in der Vernissage zum 1. Teil der Knott – Ausstellung schon unsere Witze über Hans-Günther gemacht. Er soll auch heute wieder nicht verschont werden. Ich muss sagen, dass Hans Günther einige Fortschritte gemacht hat.
Jeder Mensch ist ein Künstler, sagt Beuys. Hans Günther hat jetzt ein neues Profilbild auf seiner Facebook Seite. Hier ist es.
Jetzt das Hans-Günther Foto hochhalten !
Wie wir sehen, arbeitet Hans Günther an einer Assemblage in seinem Wohnzimmer. Hinter ihm hängt ein Fahrtenmesser und auch die Sofafarbe beeindruckt. Er schreibt auf sein Profilbild „Big Boss Man“. Entweder ist das eine spielerische Beschreibung seines adipösen Zustandes oder es ist ein Postulat für seine künstlerische Zukunft. Ich glaube er muss noch etwas dazulernen.
Jeder Mensch ist ein Künstler, sagt Beuys. Kommen wir in diesem Zusammenhang zu Patric aus Güthersloh. Patric aus Güthersloh schrieb auf die Ankündigung der Band Qult, also unseren Rappern aus Berlin :

„Da würd ich auch lieber weiterlaufen *würg*“
Tja, unser Patric. Auch sein künstlerischer Werdegang bedarf noch der Förderung.
Jetzt das Patric Bild hochhalten.
Aber es gibt schon gute Ansätze. Er beschäftigt sich mit Textilkunst. Anstoß ist offenbar seine Tätigkeit als Schützenkönig gewesen.
Oder ist das, was Beuys gesagt hat, alles Blödsinn. Gerade ist eine neue Beuys Biografie erschienen in der eine akribische Demontage seiner Person vorgenommen wird. Das Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung stellt jetzt einige Fragen :
War Beuys fortschrittlich und futuristisch beflügelt oder hing er fossilen Utopien an? War Beuys wirklich sozial und gesellschaftlich engagiert, wie er und seine Gemeinde permanent verkündeten, oder nicht eher ein Monomane, der eigentlich nie aus dem eigenen Nebel heraustrat?
Beuys’ Menschenbild gab sich offen und universal, war aber im Kern auf den Kult der eigenen Person fixiert und durch ein fremdes, anachronistisches Weltbild, die Lehre Rudolf Steiners, determiniert, so die neue Biografie.
Lassen sie es mich mit Rudi Assauer sagen :
„Wenn der Schnee schmilzt, dann kommt die Kacke zum Vorschein“

Wir werden sehen, wie die weitere Diskussion um Beuys verläuft.

Aber zurück zum Thema :
Meine Damen und Herren, unser Event ist heute Abend überschrieben mit der Headline
Mission oder Interpretation
Wir haben heute mit QULT eine Mission am Start. Es wird Ihnen also einerseits etwas geboten, bei dem die Künstler eine bestimmte Werkaussage anstreben. Andererseits fordern Sie die Werke von Rüdiger Knott zur Interpretation auf. Was liegt Euch mehr, liebe Gäste, die Mission oder die Interpretation. Hat man überhaupt schonmal drüber nachgedacht ?
Folgen Sie mir bitte in ein Werk der Erkenntnistheorie :
Jetzt Buch „Zen und die Kunst ein Motorrad zu warten“ hochhalten.
1974 erschien das Werk von Robert M. Pirsig mit dem Titel : „Zen und die Kunst ein Motorrad zu warten“. Zweifellos ein Meisterwerk. Millionenfach verkauft und ein echter Klassiker der Erkenntnistheorie.

Pirsig entwickelt in diesem Buch die Definition einer klassischen und einer romantischen Anschauung :

Zitat :

„Einer klassischen Anschauung stellt sich die Welt primär als innere Form dar. Einer romantischen Anschauung stellt sie sich primär als unmittelbar wahrnehmbare äußere Erscheinung dar“, so Pirsig.

Welche dieser Anschauungsweisen die subjektive Sicht der Dinge prägt, jedenfalls aber dominiert, ist nach dem Werk von Pirsig nicht vom Verstand gesteuert. Welche Anschauungsweise wir haben, wird uns in die Wiege gelegt. Sie entspringt einer prä-Intellektualität.
Wir wollen das jetzt mal anwenden auf das was hier zu sehen und zu hören ist.

Qult ist auf einer Mission. Wenn euch das, was ihr hört gefällt, dann seid ihr in musikalischer Hinsicht Romantiker. Dafür könnt ihr nichts. Das ist präintellektuell. Es ist euch in die Wiege gelegt. Bekennt euch also dazu. Diese jungen Musiker sind auf jeden Euro auf Ihrer Mission angewiesen. Kauft die CDs von Qult. Ausserdem gehe ich nachher noch mit dem Klingelbeutel rum. Es wäre schön wenn es darin nicht nur klingelt sondern auch knistert.
Mit dem Kauf eines Werkes von Knott könnt ihr dagegen demonstrieren, dass ihr euch keine Werkaussage vordefinieren lasst. Ihr seid Anhänger der klassischen Ästhetik. Ihr seht das Objekt an und irgendwie steigen in euch Assoziationen und Gedankenkombinationen hoch. Die will man doch mit nach Hause tragen.

Pirsig ist übrigens der Auffassung, dass die klassische Ästhetik eher bei den Herren der Schöpfung zu finden ist während das Romantische, also die Mission, eher bei den Damen zu finden ist.
Also meine Herren. Wenn Sie sich hier etwas kaufen wollen, dann verdrängen Sie bitte jetzt und in Zukunft folgende Aussage aus ihren Gedanken und besonders aus dem Wortschatz :
Da muss ich aber erst mal meine Frau fragen !
Nein, die Frau muss nicht gefragt werden. Sie kann dazu gar nichts sagen. Sie ist Romantikerin. Das kann man ihr nicht vorwerfen. Wir erinnern uns: Nach Pirsig ist die Auffassung Klassik oder Romantik angeboren. Die Kerle sind Klassiker. Wenn er also ein Ihnen unverständliches Kunstwerk anschleppt, dann sehen sie darin bitte eine maskuline Qualität und belobigen ihn für seinen Fang. Sie werden vielleicht mit Romantik, bzw. romantischen Stunden belohnt werden, allerdings anders verstanden, als in der Erkenntnistheorie.

*****

Meine Damen und Herren, zum Schluss darf ich daran erinnern, wie glücklich wir uns schätzen können, dass wir hier in der Kunstkantine geografisch und politisch hoch und trocken sitzen.
Das Hochwasser ist an der Kunstkantine vorbeigezogen. Wir hatten uns schon Sandsäcke besorgt.
Die Berichterstattung über das Hochwasser ist in den Medien verdrängt jetzt verdrängt worden durch die Berichterstattung über die Gewaltexzesse des Erdogan-Regimes gegenüber friedlichen Demonstranten.

Der Spiegel meint, dass die Verbrechen der Polizei und der Justiz Resultat eines über Jahre systematisch aufgebauten Machtapparates sind. Der Focus ist der Auffassung, dass Erdogan schlicht den Verstand verloren habe. Es sei nicht zu begreifen, dass er auf friedliche Proteste derart brutal antwortet. Keiner traue sich, Erdogan Ratschläge zu geben oder ihm gar offen zu widersprechen.
Wie ihr vielleicht wisst, ist Nissi, die Inhaberin der Kunstkantine Türkin. Sie hat eine Meinung zu dem Vorgehen von Erdogan. Ohne viele Worte zu machen, lässt sich diese Meinung bildlich wiedergeben. Mit diesem Bild, vollende ich dann die hier spontan geschaffene Assemblage von printed Readymades.
Ich danke Ihnen fürs zuhören und wünsche Ihnen noch einen schönen Abend insbesondere mit Qult und ihrer Mission für das Gute. Das können wir jetzt gut gebrauchen. Vielen Dank.

 

Vernissage der Ausstellung "Strandperlen – Objekte und Materialbilder"

Exponate der Ausstellung "Strandperlen – Objekte und Materialbilder"

Nissis Kunstkantine

Kunstgalerie & Eventlocation
Am Dalmannkai 6
20457 Hamburg (HafenCity)

Mo – Sa 11:30 – 16:30 Uhr
Und nach Vereinbarung

Nissis Kunstkantine Logo Weiß
An den Anfang scrollen
Suche
Kontakt
Newsletter

Nissis Kunstkantine Newsletter

Sie möchten unseren Newsletter erhalten und über unsere kommenden Vernissagen und Events informiert werden? Geben Sie einfach Ihren Namen und Ihre E-Mail-Adresse an! Wir freuen uns auf Sie! Ihre Daten werden nicht an Dritte weitergegeben!