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#91 Emotions on Wall – Abeling-Seifert, Stenger

Liebe Freundinnen und Freunde der Kunstkantine, wir laden Euch ganz herzlich ein zu unserer 90. Vernissage!

Mittwoch, den 7. Februar, um 19 Uhr. Die Ausstellung läuft bis zum 5. März 2024.

Jennifer Abeling-Seifert und Jürgen Stenger zeigen ihre Werke!

Die Laudatio hält Bernd Roloff.

EMOTIONS ON WALL

“Now!
The writing’s on the wall
It won’t go away
It’s an Omen
You just run on automation”
The Prodigy “Omen”, 2009

Die Ausstellung „EMOTIONS ON WALL“ erzeugt ein Spannungsfeld zwischen Abstraktion und Portraits.

Jennifer Abeling-Seifert möchte in ihren eher großformatigen Werken die Polarität der menschlichen Psyche würdigen. Bei Bildtiteln wie „Chaos im Einklang“ lässt Jennifer durchblicken, dass sie bildwürdige Antagonismen in ihrer Widersprüchlichkeit auf eine Leinwand bringen will. Bestechend ihre Fähigkeit, Emotionen auf der Fläche wirken zu lassen.

Dagegen hält in unserer Ausstellung die figurative Strenge der Kopfbilder und Schulterstücke von Jürgen Stenger. Jürgen hat in seinem 30-jährigen Berufsleben als Graphikdesigner die Meisterschaft erworben, den Charakter der Abgebildeten durch Mimik, Ausdruck und Anmutung wiederzugeben. Ästhetisierung ist kein Fremdwort für ihn.

Wir freuen uns auf die 90igste Ausstellung der Kunstkantine und auf unsere Gäste!

Die Künstlerin Jennifer Abeling-Seifert stellt die menschliche Psychologie anhand ihrer abstrakten Kunstwerke dar.

Ihre Eindrücke und Erfahrungen zeigt sie durch auffällige Acrylfarben und verschiedene Strukturpasten, die zum einen Teil gegeneinander und zum anderen auch gemeinsam arbeiten.
Chaotische Zusammenstellungen finden nach der Fertigung ein einzigartig aussagefähiges Gesamtbild.

Jennifer verdeutlicht durch ihre abstrakten Gemälde anhand von Farben und Formen, wie sich positive und auch negative Prägungen auf die menschliche Psyche auswirken können. Durch ihr starkes Interesse an der menschlichen Psychologie schafft sie ihre Werke so, dass diese im Endeffekt unterschiedlich intensive Emotionen und Reaktionen darstellen.

Das Interessante an ihren Leinwandbildern ist, dass die Werke aus mehreren gemalten Bildern übereinander bestehen und jedes einzelne am Ende im Gesamtbild sichtbar bleibt. So wie eine Persönlichkeit die durch negative wie auch positive Prägungen entsteht, wobei sie die Stärke und Fähigkeit der menschlichen Psyche in den Vordergrund rückt.

Jürgen Stenger wohnt in Mühlheim und arbeitet seit 2016 als freischaffender Künstler. Bereits in seinem 30jährigen Berufsleben als Grafikdesigner waren seine Schwerpunkte Design- und Beauty-Retusche sowie kreative Bildbearbeitung .  Immer  haben ihn Mimik und Ausdruck in den Gesichtern von Menschen fasziniert. Feinheit und Anmutung arbeitet er ganz gezielt bei den Augen seiner Ikonen aus. Seine Porträts sind mal fröhlich und bunt, mal nachdenklich in schwarz-weiß, aber stets geprägt vom zentralen Element des filigran ausgearbeiteten „Spiegels der Seele“.

„Jedes einzelne meiner Werke verkörpert sowohl die Seele, den Charakter, die Anmut als auch die Schwäche und die Stärke meiner Ikone. Alle diese Attribute lasse ich zu ausdrucksstarken Kompositionen verschmelzen, bei denen die „Liebe zum Detail“ stets im Vordergrund steht.

Meine Porträts – mal „echte Legenden“ aus der Musik- und Filmszene vergangener Tage, mal „eher unbekannte“, meist weibliche Ikonen unterschiedlicher Kulturen und Altersgruppen – versuche ich mit Acrylfarben und Oilsticks mal realistisch, mal abstrahiert darzustellen.

Mit unterschiedlichen Hintergründen kreiere ich darüber hinaus einen starken Kontrast zur Detailtreue der Porträts, was die Plastizität der Werke verstärkt.

Egal ob fröhlich-bunt oder nachdenklich in schwarz-weiß-Stimmungen – das zentrale Element meiner kontrastreichen Werke sind stets die Augen meiner Ikonen. Sie ziehen jeden Betrachter unweigerlich in ihren Bann. Durch geschickt eingesetzte farbige Flächen, Linien oder Unschärfen löse ich die nahezu fotorealistische Präzision auf und erzeuge den Eindruck einer „perfekten Täuschung“, bei der die Grenze zwischen Illusion und Realität verschwimmt.

Es ist faszinierend, zu beobachten, wie der Blick der Betrachter oft „wie verzaubert“ an meinen Ikonen „kleben“ bleibt. Ich denke, viele sind, wenn sie beim Blick in deren Augen eine unerwartete Nähe spüren, verblüfft; denn diese Nähe spürt man normalerweise nur im wirklichen Leben, beim persönlichen Kontakt. Meine großformatigen Porträts schaffen etwas Besonderes: die Illusion eines realen Blickkontakts. Ich nenne es die „Illusion eines Augenblicks“, weil es durch die damit verbundenen individuellen Emotionen für jeden einzelnen Betrachter viel mehr ist als nur der Blickkontakt allein.“
Jürgen Stenger

Einladung

Rückseite

Die Formatierungen der Laudatios werden derzeit überarbeitet. Vielen Dank für Ihr Verständnis.

Laudatio

Laudatio
“EMOTIONS ON WALL“

Jennifer Abeling-Seifert und Jürgen Stenger

am 07.02.2024

Liebe Freundinnen und Freunde der Kunstkantine, liebe Gäste,

willkommen

im Bernsteinzimmer der HafenCity!

Mein Name ist Roloff, Bernd Roloff, ich bin der Keynote-Speaker der Kunstkantine und darf euch heute auf das Herzlichste begrüßen, zur 90. Vernissage in Nissis Kunstkantine seit ihrer Eröffnung im März 2013.
90 Vernissagen, liebe Freundinnen und Freunde, da ist die hundertste Ausstellung in Sicht. Alle Spieler sind jetzt nach mehr als 10 Jahren endlich aufgewärmt. In diesem Sinne streben wir jetzt zur Höchstform.

In ihrer Polarität unübertroffen haben wir Porträts und Abstraktionen in einer Gemeinschaftsausstellung. Hierbei brauche ich zur Unterstützung meine Assistentin Betty. Falls meine Stimme schwächer wird, tauschen wir die Plätze. Dann übergebe ich an Betty, Schild und Schwert der guten Kunst.

Ja, meine Damen und Herren, die heutige Vernissage hat den Titel

„EMOTIONS ON WALL“

und gilt den Werken von

Jennifer Abeling-Seifert und Jürgen Stenger.

Meine Damen und Herren, wozu kauft man sich ein Porträt? Wegen seines figurativen Inhalts kommt eigentlich nur jemand in Betracht, den man gerne ab und zu bei sich zu Hause hätte. So zum 5-Uhr-Tee mit Brunnenkresse-Sandwiches. Gurke geht auch.

Jetzt kommt ja die Fleischsteuer des Herrn Özdemir, da bekommt man veganen Brotaufstrich verordnet. Gleichzeitig soll der Porträtierte aber auch ein Stück Arkadien mitbringen. Unsere Gedanken sind bei King Charles III. Wir wünschen gute Besserung!

Zur Wiederholung: Schon in der Zeit des Hellenismus wurde Arkadien verklärt zum Ort eines Goldenen Zeitalters. Die Menschen sollten unbelastet von mühsamer Arbeit und gesellschaftlichem Anpassungsdruck in einer idyllischen Natur leben. Beschienen von einem
Kirschmond, heute eher in urbanen Umgebungen verortet, wie zum Beispiel Nizza bei Nacht. Under the cherry moon, sozusagen.

Außerdem ist es nicht gerade von Nachteil, wenn der Porträtierte schon tot ist. Er kann seinen Ruf nicht mehr ruinieren. Etwa, indem er zu privaten Treffen zur Remigration geht oder womöglich zu sexuellen Übergriffe in Reihe Null neigt. Und wer hängt sich schon ein Porträt von beispielsweise Oliver Pocher hin oder singt „Lustig ist das Zigeunerleben“. Stattdessen soll ihm ein Ruf von Glanz und Genialität anhängen. Ihr wisst, wen ich meine.

Natürlich Prince. Jürgen hat uns ein Porträt im Format 1 x 1 Meter mitgebracht. Vom Ausschnitt her nicht eindeutig zuzuordnen, Kopfbild oder Schulterstück. Typisch für Prince, die Hände spielen eine Rolle. Unsere Einrahmungsexpertin Frau John sagt immer:

„Herr Roloff, ob ein Maler etwas kann, das sehen Sie daran, wie er Hände oder Haare gemalt hat!“

Es wird ein relativ ungewöhnlicher Ring wiedergegeben. Wir alle wissen, dass ein Ring mit einem Edelstein Solitär genannt wird. Gerne als Verlobungsring. Aber männlich und maskulin wirkt hier die breite Ringschiene.
So, das ist das, was zu sehen ist. Wofür steht aber Prince heute noch, etwa 8 Jahre nach seinem Tod? Da ist zunächst der Begriff

„Glamour“

Glamour bezeichnet ein besonders prunkvolles oder elegantes Auftreten oder
Selbstdarstellen in der Öffentlichkeit, das sich von Alltag und Durchschnitt
abhebt.

Die zweite Eigenschaft, die er repräsentiert, ist musikalische Genialität.
Legendär, im wahrsten Sinne des Wortes unübertroffen, ist der Auftritt von
Prince beim Superbowl 2007 mit „Purple Rain“.

Etwas Großartigeres hat man nie gesehen. Eine Milliarde Zuschauer plus die Hunderttausend im Stadion. Ein Ausnahmekünstler ersten Ranges, mehr geht nicht.

Es ist also beschlossen und verkündet! Sie, meine Damen und Herren, akzeptieren Prince

als neuen Mitbewohner!

 

Jennifer hat uns das Werk „Die Flut der Manie“ eingeliefert:

Über das Werk heißt es auf Jennifers Webseite: 

„Die Flut der Manie. Die unberechenbare Flut der Manie bricht unvorhergesehen ein, schenkt den Rausch und hinterlässt das blanke Chaos. Ein Fluch und Segen zugleich“

In der Umsetzung der Affirmation ist der obere Teil des Bildes im Stil des Expressionismus gehalten. Der Expressionist, meine Damen und Herren, durchfühlt das Motiv und gibt den Vorgang bildlich wieder.

So, jetzt die Aufgabe: Nur Expressionismus oder Abstrakter Expressionismus? Wer etwas Figuratives in der oberen Hälfte sieht, stimmt für Expressionismus. Ist die obere Hälfte abstrakt, sind wir beim Abstrakten Expressionismus. Das ist doch wieder herrlich, wenn Besuch kommt und man eine Diskussionsebene braucht. Selbst die Erbtante, regelmäßig von zu abstrakten Werken erschreckt, zum Beispiel von Cy Twombly, kommt durch diese Frage in Kontakt zu dem Werk von Jennifer.

Ich sehe da einen Kopf von der Seite abgebildet.
Betty, was siehst du da?
„Ich sehe da auch einen Kopf!“
Mann oder Frau?
„Mensch!“

Der untere Teil des Bildes strahlt Ordnung aus. Verorten wir ihn mal kunsthistorisch als sogenannte Konkrete Kunst. Dann haben wir da den Titel

„Die Flut der Manie“

Unzweifelhaft eine Interpretationshilfe. Eine Manie ist eine affektive Störung, die meist in Episoden verläuft. Antrieb, Stimmung und Aktivität befinden sich in einer Manie weit über dem Normalniveau.
Der Titel nimmt Bezug auf etwas Pathologisches. Das ist etwas, worüber es sich trefflich streiten lässt. Einerseits hat ein Bisschen Irresein etwas künstlerisch Positives, andererseits ist das Vordefinieren einer Interpretationsrichtung etwas „oldfashioned“. Zum Beispiel der letzte Ankauf der Kunstkanine hat den Titel

„# 304“

In „# 304“ kann jeder das sehen, was er will. Wir erinnern uns, dass „Offene Kunstwerk“ schiebt dem Rezipienten die Deutungshoheit bei Kunstwerken zu.
Gott sei Dank!

„Was will der Künstler damit sagen?“

oder

„Erklären Sie mir dieses Bild!“

sind Sätze, die wir nicht mehr hören wollen. Auch spontane Sätze zum Kaufverhalten wie

„Da muss ich erstmal meine Frau fragen!“

sollten der Vergangenheit angehören.
Bevor ich Euch wieder zur Trecker-Demo entlasse, entlasse ich Euch zu diesem angenehmen Abend. Nissi steht Euch für eventuelle Ankaufsverhandlungen zur Verfügung.
Ich sage: Bis bald in diesem Theater und habt Spaß!

Bernd Roloff

Vernissage der Ausstellung "Emotions on Wall – Abeling-Seifert, Stenger"

Exponate der Ausstellung "Emotions on Wall – Abeling-Seifert, Stenger"

Ayumi

Jürgen Stenger, 2022, 60cmx60cm, Acrylic Canvas
950 €

Ayumi 2

Jürgen Stenger, 2022, 60cmx60cm, Acrylic Canvas
950 €

Ayumi 3

Jürgen Stenger, 2023, 100cmx100cm, Acrylic and Oilstick on Canvas
2200 €

Jean Michel Basquiat

Jürgen Stenger, 2023, 100cmx100cm, Acrylic on Canvas
1850 €

Chaos im Einklang

Jennifer Abeling-Seifert, 2023, Acrylic and structural paste on canvas, 100×80cm
2200 €

Daryl

Jürgen Stenger, 2022, 100cmx 100cm, Acrylic on Canvas
1850 €

Der Bruch Flyer

Jennifer Abeling-Seifert, 2023, Acrylic and structural paste on canvas, 100×80cm
2700 €

Die Baumrinde

Jennifer Abeling-Seifert, 2023, Acrylic and structural paste on canvas, 200×120cm
4800 €

Die Flut der Manie Flyer

Jennifer Abeling-Seifert, 2023, Acrylic and structural paste on canvas, 120×80cm
2200 €

Die Zelle

Jennifer Abeling-Seifert, 2023, Acrylic and structural paste on canvas, 100×80cm
2100 €

Facetus 1 1

Jürgen Stenger, 2023, 100cmx100cm, Acrylic and Oilstick on Canvas
2400 €

Facetus 1 2

Jürgen Stenger, 2023, 100cmx100cm, Acrylic and Oilstick on Canvas
2400 €

Freddie Mercury

Jürgen Stenger, 2022, 100cmx100cm, Acrylic on Canvas
1850 €

Gefangene Emotionen

Jennifer Abeling-Seifert, 2023, Acrylic and structural paste on canvas, 60×40cm
950 €

Geisha 1

Jürgen Stenger, 2023, 100cmx100cm, Acrylic and Oilstick on Canvas
2400 €

Geisha 2

Jürgen Stenger, 2023, 100cmx100cm, Acrylic and Oilstick on Canvas
2400 €

Der Sandsturm

Jennifer Abeling-Seifert, 2023, Acrylic and structural paste on canvas, 80×40cm
1200 €

Jennifer

Jürgen Stenger, 2023, 100cmx100cm, Acrylic and Oilstick on Canvas
2200 €

Jimi Hendrix

Jürgen Stenger, 2021, 100cmx100cm, Acrylic on Canvas
1850 €

Natalie Portmann

Jürgen Stenger, 2023, 100cmx100cm, Acrylic and Oilstick on Canvas
2400 €

Prince

Jürgen Stenger, 2023, 100cmx100cm, Acrylic on Canvas
1850 €
Nissis Kunstkantine

Kunstgalerie & Eventlocation
Am Dalmannkai 6
20457 Hamburg (HafenCity)

Mo – Sa 11:30 – 16:30 Uhr
Und nach Vereinbarung

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